Deutsch vs Niederländisch (DE)

Wenn du schon einmal in den Niederlanden warst oder anderswo niederländischen Menschen begegnet bist, hast du vielleicht festgestellt, dass du das ein oder andere Wort durchaus verstehen kannst.

Einige Wörter klingen den deutschen Wörtern recht ähnlich – das Verständnis fällt natürlich beim geschriebenen Wort noch leichter als beim gesprochenen. Auf niederländischen Straßen findet man sich in der Beschilderung daher ganz gut zurecht, während es schwieriger ist, einer ganzen Unterhaltung zu folgen.

Vom Niederländisch sprechen, schreiben oder in der Tiefe verstehen zu können sind Deutsche, die keinen Niederländisch Kurs belegt haben, dennoch ziemlich weit entfernt. Denn trotz aller Gemeinsamkeiten handelt es sich um zwei eigenständige Sprachen, mit eigenen Grammatikregeln, wie zum Beispiel dem Unterschied zwischen den Verben im Niederländischen und im Deutschen, und eigenem Vokabular.

In diesem Artikel erfährst du, wieso sich Deutsch und Niederländisch so ähnlich sind, welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede es gibt und wie einfach oder schwer es für Deutsche ist, Niederländisch zu lernen.

Deutsch und Niederländisch: zwei germanische Sprachen

Sowohl bei Deutsch als auch bei Niederländisch handelt es sich um eine germanische Sprache. Von allen germanischen Sprachen ist Niederländisch dem Deutschen dabei am ähnlichsten – immerhin ist es die direkte Nachbarsprache aus dem Nordwesten. Etwas weniger mit dem Deutschen verwandt sind Englisch und Friesisch (süd-/westgermanisch), noch weiter entfernt sind die skandinavischen Sprachen (nordgermanisch).

Trotz gemeinsamem Ursprung hat sich das Niederländisch aber – wie auch das Deutsche – als eigenständige Sprache herausgebildet. Es wird heute weltweit von etwa 24 Millionen Menschen in den Niederlanden, Belgien und als Dialekt nördlichen Regionen Frankreichs, sowie in den außereuropäischen Staaten Suriname, Aruba, Sint Maarten und Curacao gesprochen. Weitere 15 Millionen Menschen in Südafrika und Namibia sprechen Afrikaans, was aus dem Niederländischen entstanden ist und als eine vereinfachte Form der Sprache gesehen werden kann.

 

Im Gegensatz zu anderen germanischen Sprachen hat sich die niederländische Sprache nur geringfügig entwickelt und kann daher als altertümliche Sprache verstanden werden. Sie ist bis heute dem ursprünglichen Germanischen und dem Gotischen relativ ähnlich.

Im Grunde stellte die Entwicklung des Niederländischen den Schlüssel zur allgemeinen Verständigung in der Nordsee-Region dar: Es ist sozusagen die Verbindung zwischen Englisch, Friesisch und dem Niederdeutschen. Viele Menschen bezeichnen Niederländisch scherzhaft als eine Mischung aus Deutsch und Englisch, was auf der engen Verwandtschaft zu den beiden Sprachen basiert.

Oft synonym zu Niederländisch wird der Name Holländisch verwendet. Dabei handelt es sich in der Tat um eine frühere Bezeichnung der Sprache. Heute ist mit Holländisch im engeren Sinne aber der regionale Dialekt der beiden niederländischen Provinzen Nord- und Südholland gemeint. Die meisten Niederländer finden sich dennoch oft weiterhin damit ab, wenn von „Holländern“ oder „holländisch“ die Rede ist – auch wenn das auf viele nicht wirklich zutrifft.

Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten zur deutschen Sprache

Da sich Deutsch und Niederländisch beide aus der alten Germanischen Sprache herausgebildet haben, gibt es wie gesagt einige Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten.

 

Zum Beispiel kannst du sicherlich folgende Wörter auch ohne die in Klammern gesetzte deutsche Übersetzung verstehen:

  • zijn (sein)
  • gaan (gehen)
  • maken (machen)
  • komen (kommen)
  • kunnen (können)
  • moeten (müssen)
  • zeggen (sagen)
  • hebben (haben)
  • nemen (nehmen)
  • zitten (sitzen)

Das sind nur ein paar Beispiele, es gibt noch einige weitere niederländische Vokabeln, die den deutschen Wörtern sehr ähnlich sind.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen Deutsch & Niederländisch

Was den Wortschatz angeht, kannst du also auch ohne fundierte Sprachkenntnisse das ein oder andere Wort Niederländisch verstehen. So verstehst du schnell die wichtigsten Aussagen einer Unterhaltung, kommst mit der Speisekarte zurecht oder kannst die Verkehrsschilder lesen.

Niederländisch zu sprechen und eigene Sätze zu bilden gestaltet sich allerdings schon deutlich schwieriger. Das liegt vor allem daran, dass die Grammatik der beiden Sprachen sich in vielen Punkten unterscheidet – wenn auch oft zu Gunsten des Holländischen, da die grammatikalische Struktur des Niederländischen deutlich unkomplizierter und einfacher ist.

Unterschiedliche Grammatikstrukturen

Beispielsweise besitzt die niederländische Sprache mehr Flexibilität in Bezug auf die Satzstellung und Wortordnung. Grundsätzlich ähnelt sich der Satzbau der beiden Sprachen sehr, du musst im Niederländischen aber weniger strenge Regeln befolgen und hast mehr Freiheit bei der Stellung der einzelnen niederländischen Wörter in einem niederländischen Satz.

Ein weiterer – sehr angenehmer – Unterschied liegt in den Fällen. Das Deutsche hat mit Nominativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv gleich vier verschiedene Fälle, die vor allem Nicht-Muttersprachlern beim Deutsch lernen Unmut bereiten.

Im Niederländischen hingegen gibt es keinen einzigen Fall! Die Nomen und Artikel werden grammatikalisch nicht wie im Deutschen angepasst, sondern wie im Englischen immer in der Grundform verwendet.

Bezüglich der Artikel bildet das Niederländische den Kompromiss zwischen Deutsch und Englisch. Deutsch hat mit der, die und das gleich drei Artikel bzw. Geschlechter. Englisch macht es sich leicht und nutzt geschlechtsunabhängig das neutrale „the“. Die niederländische Sprache weist zwei Artikel auf: „de“ und „het“. „De“ steht dabei sowohl für das Maskuline als auch das Feminine. Für das Neutrum verwendet man „het“.

Weiterhin blieben bei der Entwicklung der niederländischen Sprache anders als bei der deutschen Sprache sogenannte harte Verschlusslaute erhalten, beispielsweise:

  • „tien“ statt „zehn“
  • „kerk“ statt „Kirche“
  • „open“ statt „offen“

Auch Umlaute gibt es im Niederländischen nicht:

  • „groter“ statt „größer“
  • „boeken“ statt „Bücher“ (Das e in „boeken“ dehnt das o und wird nicht als Umlaut „oe“ gesprochen)

Unterschiedliche Aussprache

Niemand wird wohl abstreiten, dass Deutsch und Niederländisch ziemlich verschieden klingen. Trotz ähnlichen Wörtern und verwandtem Satzbau hören auch fremdsprachige Menschen den Unterschied zwischen den beiden Sprachen.

Das liegt vor allem an den vielen „ch“-Lauten, die das Niederländische aufweist. Das „g“ wird hier wie das rauchige „ch“ (Beispiel: Dach, Rauch, lachen) gesprochen und von einigen Deutschen als Ausrede genutzt, warum sie Niederländisch niemals sprechen könnten. So schwer ist es aber gar nicht!

Umlaute wie ö, ä oder ü gibt es im Niederländischen nicht. Hingegen gibt es mit dem Doppelvokal „ui“ einen Laut, den es so im Deutschen nicht gibt und der für Deutsche dementsprechend nicht immer leicht auszusprechen ist. Ein Versuch wäre die Aussprache der Vokalreihung „äöüi“… du kannst es ja mal probieren!

Das „g“ („ch“) und das „ui“ sind jedenfalls die wichtigsten Laute, die dem Niederländischen seinen ganz eigenen – und wie wir finden, so charmanten – Klang geben.

Wörter mit Verwechslungsgefahr

Trotz allen dem Deutschen ähnlichen und dadurch leicht zu verstehenden niederländischen Wörtern gibt es leider auch ein paar Wörter, die zwar zum Verwechseln ähnlich klingen und sich aber in der Bedeutung unterscheiden.

 

Das sind zum Beispiel die folgenden Vokabeln (jeweils NL = DE / DE = NL):

  • Het bureau = der Schreibtisch / das Büro = het kantoor
  • De enkel = der Knöchel / der Enkel = de kleinzoon
  • De kraam = der Verkaufsstand / der Kram = de rommel
  • De reden = der Grund, die Ursache / die Rede = de rede
  • De tafel = der Tisch / die Tafel = het bord
  • De wandeling = der Spaziergang / die Wandlung = de verandering
  • De zee = das Meer / het meer = der See
  • Brutaal = frech, unverschämt / brutal = ruw, bruut
  • Slim = klug / schlimm = erg
  • Eng = unheimlich / eng = smal
  • Doof = taub / doof, dumm = dom, stom
  • Gekocht = gekauft / gekocht = gekookt
  • Rijden = fahren / reiten = paardrijden
  • Wie = wer / wie = hoe
  • Als = wenn / als = toen

Bei Vokabeln wie diesen hilft dir leider nicht viel mehr als Auswendiglernen – und natürlich die mit der Zeit steigende Übung und Erfahrung. Lass dich nicht verunsichern, wenn es am Anfang zu der ein oder anderen unangenehmen Verwechslung kommt… das passiert wohl jedem Deutschen, der mit Niederländisch anfängt!

Fazit: Wie leicht ist Niederländisch lernen für Deutsche?

Niederländisch und Deutsch werden gerne als zwei Schwestern bezeichnet – zwei, die gemeinsam aufgewachsen sind und sich dann etwas auseinandergelebt haben. Dieser Vergleich beschreibt die Verbindung der beiden westgermanischen Sprachen ziemlich passend.

 

Grundsätzlich gilt: Jede Sprache, die eng mit der Muttersprache verwandt ist, ist relativ leicht zu erlernen. Deutsche können Niederländisch also womöglich schneller und einfacher lernen als Menschen, die eine weniger eng verwandte Muttersprache haben. Und: Für Deutsche ist es wohl leichter, Niederländisch zu lernen, als andersherum – dank deutlich vereinfachter Grammatikregeln.

Trotzdem können die vielen ähnlichen Wörter natürlich auch dazu führen, dass du schnell durcheinandergerätst und das falsche Wort nutzt. Durch die Ähnlichkeit der Vokabeln hindert das dein Gegenüber aber selten am Verständnis und sollte dich nicht von deinen Bemühungen, Niederländisch zu lernen, abhalten.