Daheim in Genf: Sophia Loren in ihrer Genfer Altstadtwohnung. «Die Schweiz ist und bleibt mein Zuhause.» Netflix
In der Heimat verehrt, in Hollywood begehrt: Italiens berühmteste Leinwandgöttin Sophia Loren feiert mit 86 Jahren ihr Comeback. Der Adelsspross wird erst Miss, dann Weltstar – jetzt berührt sie als alte Dame mit Herz.
Die grossen Hollywood-Stars haben ihren festen Platz auf dem berühmtesten Bürgersteig der Welt – dem Hollywood Walk of Fame. Als Weltstar hat Sophia Loren, 86, seit 1994 ihren Stein an der Adresse 7050 Hollywood Boulevard. Die italienische Leinwandgöttin ist dort mit dem 2000. Stern verewigt; nur 1,2 Kilometer von ihrer zeitweiligen Konkurrentin Gina Lollobrigida, 93, entfernt. Beide galten in den 60er-Jahren als Busenwunder und Sexsymbol. Die «Lollo» erhielt ihren Stern (der 2628.) samt Plakette erst mit 90 – das war gerade mal vor drei Jahren. Und während die Ältere letztmals 1997 vor der Kamera stand, feiert Loren dieser Tage ihr Comeback.
Für den Netflix-Hit «The Life Ahead» schlüpft Diva Sophia in die Rolle von Madame Rosa: eine jüdische Holocaust-Überlebende, die sich um die Kinder von Prostituierten kümmert und einen senegalesischen Waisenjungen bei sich aufnimmt. Der Film wird als heisser Oscar-Kandidat gehandelt. Als Vorbild für die Rolle diente der Loren ihre Mutter Romilda: «Sie war aus demselben Holz geschnitzt. Zerbrechlich und zugleich hart – eine Frau, die wusste, wie man überlebt.»
Glanz & Glamour: Aus- zeichnungen (darunter zwei Oscars) füllen die Regale in Lorens Schweizer Domizil. Das Foto schiesst Sohn Edoardo (im Spie- gel) diesen Sommer. Netflix
In der Tat: Sofia Villani Scicolone, so der bürgerliche Name Sophia Lorens, kommt am 20. September 1934 in Rom zur Welt, wächst in Neapel auf. Mamma Romilda arbeitet als Klavierlehrerin, Vater Ricardo, angeblich adliger Bauingenieur, ist in seinen Kreisen ein angesehener Mann. Doch statt Sophias Mutter zu heiraten, macht er sich aus dem Staub. Um ihre Kinder durchzubringen, versucht die Mamma aus Sophias Schönheit Kapital zu schlagen, lässt ihre Älteste an Miss-Wahlen teilnehmen, als Fotomodell posieren – und schickt sie als Komparsin zu Filmdrehs.
VERFÜHRERISCH UND BERÜHREND Sophia Loren 1965 in South Wales. Vor Beginn ihrer Leinwandkarriere steht sie unterm Pseudonym Sophia Lazzaro für einen Zeitschriftenverlag Modell für eine Serie von Fotoromanen. Sie gilt zunächst als Busenwunder und Sexsymbol, räumt als Charakterdarstellerin später aber unzählige Preise ab. Getty Images
Aus Sofia wird Sophia – und die Loren zum Star
Eine Statistenrolle im US-Filmepos «Quo Vadis», das in den Cinecittà-Filmstudios bei Rom gedreht wird, sowie ihr zweiter Platz bei der Wahl zur Miss Rom eröffnen der Italienerin die weite Welt. Bei dem Schönheitswettbewerb wird der Filmproduzent Carlo Ponti (er sitzt in der Jury) auf die 16-Jährige aufmerksam. Er fördert sie, erfindet den Namen Sophia Loren (bürgerlich Sofia Villani Scicolone) – und heiratet sie 1957. Im gleichen Jahr steht sie auf sein Anraten in der Traumfabrik für den Abenteuerfilm «The Pride and the Passion» vor der Kamera. Es folgen weitere grosse Hollywood-Produktionen – und 1962 erhält Loren den Oscar als «Beste Hauptdarstellerin» im Kriegsdrama «La ciociara».
Die einstige «Miss Eleganza» und «Prinzessin des Meeres» wandelt sich zur Leinwandgöttin. Zu sehen in über 100 Filmen, wird sie mit Auszeichnungen (Golden Globe, Goldener Bär, Goldene Kamera, Bambi, César) überhäuft. Sie dreht mit Leinwandhelden wie Anthony Quinn, John Wayne, Richard Burton, Frank Sinatra, Anthony Perkins, Charlton Heston, Paul Newman, Gregory Peck und Marlon Brando. Sie und ihr Filmpartner Marcello Mastroianni gelten als das Traumpaar Italiens – vor der Kamera.
Privat ist sie mit ihrem Mann Carlo bis zu dessen Tod im Jahr 2007 zusammen. Die Ehe startet turbulent. Ponti hatte für Sophia seine erste Frau Giuliana verlassen. In Mexiko lässt er sich von ihr scheiden, da Italien zu jener Zeit keine Scheidungen erlaubt. Das Gericht akzeptiert dies nicht und annulliert die Ehe von Loren und Ponti. Nur mit einem Trick wird er 1966 doch noch ihr Ehegatte: Ponti, seine Ex-Frau und Loren werden französische Staatsbürger, er lässt sich nach französischem Recht scheiden – und heiratet Loren.
Comeback: Neuer Film mit Sofia Loren 86 (Geb.: 20. September 1934 in Rom).