Die Habsburger gehörten jahrhundertelang zu den mächtigsten Herrscherdynastien. Heute sind zwei Drittel ihrer Stammburg im Aargau zerfallen. Die Geschichte in Kürze:
Die Sage erzählt, ein entflogener Jagdvogel habe Graf Radbot den Platz für seine Burg gezeigt: Er errichtete auf dem Wülpelsberg über der Aare seine "Habichtsburg". Gesichert ist: Die früheren Habsburger verwalteten von ihrer Rodungsburg aus ihre Grundherrschaft, das spätere Eigenamt, ein Gebiet zwischen Aare, Reuss und Limmat. Was als befestigter Bauernhof begann, bauten die Habsburger schon bald zur monumentalen Doppelburg aus.
Eine der grössten Burgen nördlich der Alpen
Nach 1200 war die Habsburg vollendet. Vordere wie Hintere Burg verfügten über je einen Wohnbau, überragt von flankierenden Türmen. Wenig später verliess das Gründergeschlecht die Burg.
Für die frühen Habsburger war die Burg nur ein Sitz unter mehreren: Mittelalterliche Herrscher ritten stets durch ihre Ländereien, um ihre Macht auszuüben. Seit dem 12. Jahrhundert finden sich Habsburger im Gefolge der Könige des römisch-deutschen Reichs. Ihre Burg hatten sie an Dienstleute verliehen.
Die Habsburger Königsdynastie
Rudolf bestieg 1273 als erster Habsburger den Thron des römisch-deutschen Reiches. Mit ihm verlagerte sich das habsburgische Machtzentrum nach Österreich. Durch kluge Heiratspolitik erlangten die Habsburger die Krone von Spanien, Böhmen und Ungarn. Im 16. Jahrhundert besass Karl V. ein Reich, in dem die Sonne nie unterging.
Dem römisch-deutschen Reich waren bis zu seinem Ende im Jahr 1806 zwanzig Habsburger vorgestanden. Die Dynastie herrschte noch bis 1918 als Kaiser über Österreich-Ungarn. Die Familie von Habsburg besteht bis heute.
Zerfall und Erforschung der Burg
1415 verlor Habsburg den Aargau – ausser dem Fricktal – an die Eidgenossenschaft. Die Vordere Burg war schon im Lauf des 13. Jahrhunderts zerfallen. Bern richtete auf dem Wülpelsberg eine Hochwacht ein, um bei Gefahr seine Truppen zu mobilisieren. Ein Hofmeister verwaltete die Burg vom Kloster Königsfelden aus.
Seit 1804 ist die Habsburg im Besitz des Kantons Aargau. Er führte in der Vorderen und in der Hinteren Burg archäologische Grabungen durch. Schloss Habsburg gehört seit 2009 zum Museum Aargau.
Weiterführende Literatur
- Frey, Peter et al.: Die Habsburg. Schweizerische Kunstführer GSK, Bern 1998.
- Frey, Peter: Die Habsburg. Bericht über die Ausgrabungen von 1994/95, in: Argovia Bd. 109, Aarau 1997, S. 123-176.
- Frey, Peter: Die Habsburg im Aargau. Bericht über die Ausgrabungen von 1978-1983, in: Argovia Bd. 98, Aarau 1986, S. 23-116.
- Meier, Bruno: Ein Königshaus aus der Schweiz. Die Habsburger, der Aargau und die Eidgenossenschaft im Mittelalter, Baden 2008.
Siehe auch
Gemeinde Habsburg
Geschichte
Die 430 Einwohner zählende Gemeinde Habsburg im Schweizer Kanton Aargau trägt den Namen des einst mächtigsten europäischen Adelsgeschlechts.
Die um 1020 auf dem aussichtsreichen Grat des Wülpelsberges über dem Dorf erbaute Habsburg gilt als Stammsitz der Habsburger.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wich die bescheidene, zurückgezogenen Lebensweise dem Bestreben, in Kontakt mit anderen Gemeinden zu kommen und in Zusammenarbeit an grössere Dinge heranzutreten, wie es beispielsweise die Wasserversorgung darstellte. Bis 1908 bezogen die Habsburger ihr Wasser aus Sodbrunnen. 1908 fasste Villnachern am Linnerberg eine Quelle und Habsburg schloss sich dem Projekt an. Eine 4500 m lange Leitung brachte während 46 Jahren das Wasser vom Linnerberg nach Habsburg. 1954, beim Bau des Kraftwerks Wildegg/Brugg, offerierte die NOK der Gemeinde einen Betrag von Fr. 40'000.- für den Fall, dass keine Leitungen mehr das Gebiet der neuen Anlage durchschneiden. Schinznach-Bad, das unterhalb des "Brand" ein Reservoir erstellte, bot Anschluss an sein System. 1916 stellt Habsburg auf Stromversorgung um. Die mit dem Bevölkerungswachstum verbundenen Probleme forderten wohlüberlegte Lösungen: Anschluss an die Kläranlage und das Kabelfernsehen, Anschaffung eines Feuerwehrautos usw. Das Dorf bietet mit seiner Lage ein ländliches Leben mit all seinen Vorteilen und doch liegt Habsburg ganz in der Nähe wichtiger Industrie- und Einkaufszentren (Windisch, Brugg und Baden).
Der Name Habsburg
Havekhesperch (1150)
Habisburch (1213)
Habsburc (1238/39).
Einer Legende gemäss soll der Erbauer des Schlosses, Radbot, auf einem Jagdausflug das Schloss "Habichtsburg" benannt haben, als sich ein Falke (zur Familie der Habichte gehörend) auf dem Schlossgemäuer niederliess. Wahrscheinlicher ist eine andere Deutung, wonach eine Beziehung zur ehemaligen Landestelle für den Schiffsverkehr in Altenburg besteht. Eine solche Landungsstelle hiess altdeutsch "Haw" oder "Hab", und daraus sei die Bezeichnung Habsburg, d.h. Burg an der Hab ("Habesburch") entstanden.