Kindheit meiner Schwiegermutter (DE)

05.12.1937 Schwyz; † 03.02.2022 Walenstadt

Vorwort 

Dieses Memoire wurde im Juni 2003 von der damals 15 jährigen Enkeltochter meiner Schwiegermutter zusammengestellt und aufgeschrieben. Zur Erinnerung an meine Schwiegermutter habe ich es nun hier wiedergegeben. 

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Das war ich früher

Wer bin ich? 

Ich bin am 5. Dezember 1937 in Schwyz geboren und aufgewachsen. Dort besuchte ich sechs Jahre die Primarschule und zwei Jahre die Sekundarschule. An der Handelsschule im Theresianum in Ingenbohl habe ich drei Jahre studiert und mit dem Handelsdiplom abgeschlossen. Meine Eltern hatten ein Haushalts- und Geschenkartikelgeschäft. Ich habe drei Schwestern, und einen Bruder. Mein Bruder, Josefli, starb jedoch noch als Kind. Ein Jahr war ich dann als Au-Pair in England bei einer Gastfamilie. Später arbeitete ich ein paar Jahre im kaufmännischen Bereich und mit 22 Jahren heiratete ich Rolf. Seine Eltern wohnten in Brunnen und hatten drei Söhne und eine Tochter. Mein Mann war 14 Tage jünger als ich. Ich arbeitete viele Jahre in einer internationalen Computerfirma und machte während dieser Zeit das Eidgenössische Buchhalterdiplom. 1980 machte ich den Schritt in die Selbständigkeit und eröffnete ein Treuhandbüro. Mein Mann starb leider am 19. Dezember 1999 an Krebs.  

Meine Familie

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Dädi Josef Dettling-Jauch 23.09.1903 in Schwyz; 02.10.1987 ebenda

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Muetti Frieda Dettling-Jauch 27.03.1908 in Brunnen; 24.08.1974 in Schwyz

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Meine Geschwister und ich: Josefli, Josy, Ich, Elfriede, Lisbeth

Wie wir in der Kriegszeit lebten 

Im Jahre 1939 begann der zweite Weltkrieg. Er dauerte sechs Jahre, bis 1945. Das war die Zeit Hitlers. Hitler war der „Führer“ in Deutschland. Alle mussten ihn mit „Heil Hitler“ grüssen und dabei die rechte Hand ausstrecken. Es gab noch kein Fernsehen und lange nicht jede Familie hatte ein Radio. Es gab nur einen Sender. Er hiess „Radio Beromünster“. Drei Mal am Tag kamen Nachrichten: morgens um sieben Uhr, mittags um halb ein Uhr und abends um halb acht Uhr. Da hockten alle im Wohnzimmer, wo das Radio stand, um die neusten Neuigkeiten über den Krieg zu hören. Mein Vater war bei der Luftschutztruppe eingeteilt. Oft gab es Fliegeralarm. Dann heulten die Sirenen und mein Vater zog sich eiligst die Uniform an und radelte mit seinem Fahrrad zum „Chüechlibunker“. Das war der Sammelplatz fürs Militär. Im ganzen Haus waren während der Kriegszeit Rollen aus schwarzem oder dunkelblauem Krepppapier an den Fenstern befestigt. Sobald die Sirenen heulten, mussten alle Häuser verdunkelt werden. In allen Räumen, in denen Licht brannte, mussten diese Papierrollen heruntergelassen werden damit von aussen kein Lichtschein zu sehen war. Dann brummten die schweren, unüberhörbaren Fliegerbomber über das Land. 

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Unser Haus heute… immernoch ein Geschäft

Wie kauften wir damals ein? 

Die Kriegszeit war auch die Zeit, in der alles rationiert war. Brot, Butter, Milch, Fleisch, Zucker, Mehl, Eier, Waschmittel usw. konnten wir nicht einfach kaufen. Ende Monat mussten wir auf der Gemeinde die Marken für den nächsten Monat abholen. Je nach Anzahl der Erwachsenen und Kinder im Haushalt gab es unterschiedlich viele Markenbogen. Wenn wir 1 kg Brot kauften, mussten wir mit dem Geld auch ein Märkli abgeben, auf welchem stand; 1 kg Brot. So ging das mit allen Lebensmitteln. Ohne Märkli gab es nichts. 

Was haben wir genossen? 

Zum Essen gab’s oft Kartoffeln, Gemüse, Fleisch, Fisch. Es gab auch Orangen, Bananen, Feigen, jedoch kein exotisches Gemüse oder Früchte wie z.B. Kiwi, Mango, Papaya. Mein absolutes Lieblingsmenü waren Käsekartoffeln. Die Auswahl an Lebensmitteln war viel kleiner als heute. Beim Bäcker gab es entweder weisses oder schwarzes Brot, Zopf oder Tessinerbrot, „Bürli“, „Weggli“ und „Milchbrötli“, das war alles. Die Milch holten wir frisch gemolken beim Bauern oder in der Hütte (Milchsammelstelle). UP Milch und Pastmilch waren unbekannt. In der Gewitterzeit im Sommer konnte es vorkommen, dass die Milch am andern Morgen bereits sauer war, denn Kühlschränke gab es erst später. Damit die Butter im Sommer nicht verlief, stellten wir sie unter den fliessenden Wasserhahn und im Winter vor das Küchenfenster. Damals mussten wir im Herbst Vorfenster einhängen. Zwischen den Fenstern und den Vorfenstern war der Fenstersims, wo man im Winter die Lebensmittel kühl halten konnte.  

Die speziellen Reformierten 

Im Dorf waren bis auf wenige Ausnahmen alle katholisch. Jeden Tag mussten wir Kinder am Morgen vor der Schule zuerst in die Kirche zur heiligen Messe. In der Kirche sassen rechts die Knaben und links die Mädchen. Die Bankreihen waren nach Klassen gegliedert. Auf dem Weg zur Schule mussten wir in Zweierreihen laufen. Auf dem rechten Trottoir die Mädchen, auf dem linken Trottoir die Buben, natürlich alle wieder klassenweise. In der Kirche, in der Schule und sobald das Schulhaus betreten wurde durfte nicht mehr gesprochen werden, sonst gab das schlechte Betragensnoten.  

An unserer Schule gab es nur ein Mädchen, das reformiert war. Wir schlossen sie oft aus, da sie, von uns ausgesehen, immer eine „Extrawurst“ bekam. Zum Beispiel musste sie vor der Schule nie mit uns in die Kirche, oder am Sonntag in die Messe. Sie musste bloss einmal in der Woche nach Brunnen in den Religionsunterricht. Wie haben wir sie beneidet.  

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Die Kirche heute von aussen… 

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… und von innen.  

Meine streng katholische Schulzeit 

Mit 5 ½ Jahren ging ich ein Jahr in den Kindergarten. Jeden Tag von halb neun bis halb zwölf und von halb zwei bis halb vier. Mittwoch und Samstag Nachmittag war frei. Die Primarschule hatte die gleichen Schulzeiten wie der Kindergarten. Jedes Kind hatte ein Znünitäschli umgehängt. Morgens hatten wir eine Viertelstunde Pause. Da durfte der mitgebrachte Znüni gegessen werden. Meist war das ein Apfel oder ein Stück Brot. Im Kindergarten waren Buben und Mädchen zusammen.  

Von der 1. Primarschule an waren Knaben und Mädchen getrennt. Die Buben hatten Lehrer, die Mädchen Ingenbohler Schwestern. Alle waren im gleichen Schulhaus. Die Buben waren auf den zwei unteren Geschossen, die Mädchen im 3. Und 4. Stock. Die Pausenplätze waren ebenfalls streng getrennt. Die Buben auf der einen Seite des Schulhauses, die Mädchen auf der anderen. Zu den älteren und jüngeren Schulkameraden hatten ich und meine Schulkameradinnen kaum Kontakt, zum andern Geschlecht schon gar nicht. 

Ausser sie kannten sich von ausserhalb der Schule. Die Pausenplätze waren nach Klassen aufgeteilt. So spielte in dieser Ecke die 3. Klasse Mädchen, dort die 4. Klasse usw. Deshalb spielte ich in den Pausen jedes Jahr auf einem andern Platz je nachdem, in welcher Klasse ich war. Von der 4. Klasse an durften die Mädchen während den Pausen Völkerball spielen, vorher nicht. Nach der Schule durften wir auf dem Pausenplatz nur Völkerball spielen, wenn wir vorher zu Hause waren, Wehe, wir wurden erwischt!  

Es gab verschiedene Strafen. Eine davon war 100 Mal zu schreiben: “Ich muss nach der Schule zuerst nach Hause gehen, bevor ich Völkerball spiele.“ Oder man musste hinaus knien, d.h. vorne im Schulzimmer ungefähr eine halbe Stunde hinknien. Bei einer Lehrerin musste man dazu sogar die Arme ausstrecken. Oft bekam man auch mit dem Lineal Tatzen auf die Handflächen.   

In einer Schulklasse waren immer 30 - 40 Kinder. Nach der 6. Klasse mussten wir die Aufnahmeprüfung für die Sekundarschule machen. Wer nicht bestand, kam in die 7. Klasse, welche ein Jahr dauerte, und konnte danach eine  Lehre beginnen. Die 7. Klasse ist mit der Real bzw. Sek B zu vergleichen. Die Sek dauerte zwei Jahre. Da das Geld für eine höhere Schule oft nicht vorhanden war, machten die meisten nach der Schule eine Lehre. Oft übte der Sohn den gleichen Beruf aus wie der Vater. Besonders dann, wenn dieser ein eigenes Geschäft besass. Berufsberater kannte man noch nicht.   

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Mein Schulhaus heute 

Die verlockenden Preise 

Auf dem Weg in die Schule kamen ich und meine Freundinnen immer an einem Lebensmittelgeschäft vorbei. Manchmal reizte es uns gewaltig, die schön sorgfältig geschriebenen Preise, die mit Kreide in schönster Schrift geschrieben waren, durchzuwischen. Wir leckten unseren Finger ab, hielten ihn an die Tafel und zogen ihn bis ganz unten an den Rand. Der Verkäufer wurde immer fuchsteufelswild.  

Wer nicht hören will, muss fühlen… 

Wie man im letzten Kapitel sah, waren wir Kinder nicht immer brav. Zur Strafe mussten wir abwaschen, bekamen Hausarrest, eine Ohrfeige oder ein paar auf den Hintern. Wir mussten nach dem Abendessen sofort ins Bett oder wurden auch für eine Stunde in den dunklen Keller gesperrt und zwar ohne Licht. Und dort hatte es Mäuse! Ich fand diese Strafe jedoch nicht so schlimm, denn ich wusste, dass ich entweder gehorchen musste, oder ich würde bestraft. Damit musste man einfach immer rechnen, ohne wenn und aber. Deshalb fanden wir uns damit ab. Dazu kam, dass wir gar nichts anderes kannten.  

Als der Urmiberg brannte 

Als der Urmiberg brannte, war das ein riesiges Abenteuer für uns. Ich konnte ihn die ganze Zeit von meinem Zimmer aus beobachten. Ich hatte grosse Angst, dass der Brand bis zu uns kommen könnte. Der Wald brannte drei Tage und drei Nächte lang. In der Nacht sah man das Feuer am besten. Dieses Erlebnis blieb mir bis jetzt. Heute sieht man nicht mehr viel von dem Brand. Die Bäume haben sich erholt und sind nachgewachsen. 

 Das ist der Urmiberg, der sich bis heute wieder prächtig erholt hat. 

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 Dies ist der Lauerzersee, an dem wir unsere Freizeit verbrachten 

Vom Ball über die Skis bis zum Lauerzersee 

In den Ferien wurde viel gespielt und im Sommer badeten wir oft im Lauerzersee. Aber auch in der Badi waren Männer und Frauen, Buben und Mädchen getrennt. Es gab Liegewiesen für die Frauen auf der linken Seite und solche für Männer auf der rechten Seite und dann noch eine Wiese für die Familien. Auch die Garderoben zum Umziehen waren für Männlein und Weiblein getrennt. 

Zum Skifahren mussten wir bis ins Skigebiet wandern. Dort angekommen stapften wir den Hang einmal hinauf und fuhren einmal hinunter, dann marschierten wir wieder nach Hause. Somit war ein erlebnisreicher Nachmittag vorbei. Es gab nur wenige Skilifte und für diese hatten wir nicht genügend Geld. Meistens ist man in der Nähe auf einem kleinen Hang hinaufgestiefelt und hinuntergefahren. 

Ferien am Meer oder in den Bergen konnte sich zu jener Zeit niemand leisten. Erstaunlicherweise existierte dazumal bereits das Kino. Für die Kinder gab es ab und zu einen Jugendfilm an einem Sonntagnachmittag. z.B. einen Film mit Lassie. Einmal wurde ich von einer Freundin ins Kino eingeladen, ohne dass meine Eltern davon wussten. Als sie es erfuhren, wurden sie stinksauer. 

Zu jener Zeit gab es fast noch keine Autos, dafür Pferde mit Wagen. Wir konnten auf der Strasse und den Trottoirs ohne jede Gefahr spielen. Es brauchte keine Fussgängerstreifen und keine Ampeln. Man konnte auf den Strassen „Räuber und Poli“ spielen, „Schnitzeljagden“ oder „Chugeli“- und Ballspiele machen. Oft spielten wir in der Allee, denn dort konnte man sich gut verstecken. Doch bis heute hat diese sich gewaltig verändert. Fast jedes Mädchen hatte ein Springseil. Es gab Kinder, die hatten immer ihren Ball bei sich und dafür extra „Netzli“ gehäkelt, in welches der Ball zum Transportieren gelegt werden konnte. Die einen Klassen hatten die Möglichkeit, ein solches „Netzli“ in der Handarbeit zu häkeln.  

Meine grosse Leidenschaft – das Lesen 

Es gab damals schon eine öffentliche Bibliothek, in der ich mir oft für 20 Rappen Bücher ausleihen konnten. Die Bücher von Johanna Spirig waren sehr beliebt. Wie z.B. „Heidi“, „s’ Vreneli“, „s‘ Theresli“, „s‘ Christeli“. Abonnieren konnte man das „Manna“. Ein katholisches Heftchen mit Geschichten, Rätseln usw. Als ich einmal eine Karte für die Bibliothek bekam, lieh ich mir jeden Sonntag ein Buch aus. So verbarg ich mich für den Rest des Tages hinter dem Buch, bis ich es zu Ende gelesen hatte.  

Ein normaler Sonntag 

Am Sonntag um neun Uhr war Jugendgottesdienst und um 13 Uhr Christenlehre. Jeden ersten Sonntag im Monat mussten die Kinder, welche schon Erstkommunikanten waren, im Sommer am Morgen um halb sechs, im Winter um sechs in die Messe und ministrieren. So waren die Kinder dann drei mal am Tag in der Kirche. Das hiess aber noch lange nicht, dass unsere Eltern ausschlafen konnten. Sie mussten uns bei den hübschen Frisuren helfen. 

Wir katholischen mussten jeden Samstag in die Kirche, um zu beichten. Wir wussten als kleine Kinder nie was wir da sagen sollten, so haben wir die zehn Gebote zur Hilfe genommen. Wir zählten auf, welche wir alle gebrochen hatten… 

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Das ist die Tafel, die vor dem „Bethlehem“ hängt  

Nicht nur das „Bethlehem“ 

In Schwyz gibt es ein ganz altes Haus, das „Bethlehem“. Es wurde 1287 aus Holz gebaut. 

Im Haus gab es kein Wasser, das musste im Brunnen neben dem Haus geholt werden. Die einzige Heizung war eine „Chust“ in der Küche. Eine „Chust“ ist ein grosser Holzherd mit Löchern auf der Oberfläche. Da hinein wurden die Pfannen gelegt, in welchen gekocht wurde. Im Winter wie auch im Sommer, wenn’s heiss war. Ein WC gab es im Haus auch keines. Das war in einem Holzverschlag neben dem Haus, d.h. das war eine „Knebelschissi“. Das ist ein Holzaufbau mit einem Loch, wo man sich drauf setzte. Diese Art von WC’s sah man oft in Bauerhäusern. Sie wurden von Zeit zu Zeit in die Güllenkasten entsorgt. WC-Papier gab es zu jener Zeit noch nicht. Man benutzte Zeitungspapier, das man zugeschnitten hatte. Auf den WC’s waren kleine Kästchen, in welche das schön zugeschnittene Zeitungspapier eingefüllt wurde. Das Zuschneiden war ein Ämtchen für uns Kinder, Zeitung falten, mit dem Messer durchtrennen, wiederfalten, wieder durchschneiden, und so weiter, bis die richtige Grösse erreicht war. Aber zurück zum Bethlehem. Dies gehörte zu einem Patrizierhaus und es wurde Landwirtschaft betrieben. Ein Patrizierhaus ist ein Herrenhaus, das reichen Leuten gehörte. Im Bethlehem wohnte eine Familie mit 13 Kindern. Der Vater war Bauer und hatte einige Schweine. Die Kinder mussten ausserhalb der Schulzeit in der Nachbarschaft das „Sügwäsch“ holen. In jedem Haus hatte es einen Kessel, in welchem die Küchenabfälle gesammelt wurden. Diese Abfälle wurden von diesen Kindern wöchentlich eingesammelt und der Inhalt den Schweinen gefüttert. Auch mussten sie mit Kessel und Schaufeln die „Rossbollen“ (Pferdemist) einsammeln gehen, der haufenweise auf der Strasse lag. Die„Rossbollen“ wurden als Dünger verwendet. 

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Das ist das etwas renovierte „Bethehem“ heute  

Wie war das mit der Mode? 

„Mode“ war für uns ein Fremdwort. Wir hatten einen Sonntagsrock für den Sommer, einen für den Winter und passende Schuhe dazu. Werktags trugen wir einfache Sachen, welche immer wieder von jüngeren Geschwistern weitergetragen wurden. Jeans gab es damals noch keine. Für uns Mädchen gab es nur Röcke, keine Hosen. Im Winter trugen wir wollene Strumpfhosen unter den Röcken. Wenn es ganz viel Schnee hatte durften wir Mädels mit den Skihosen in die Schule, mussten aber immer eine Schürze darüber tragen, damit wir nicht wie Buben aussahen. Um die Pullover- und Kleiderärmel zu schützen, mussten wir immer sogenannte „Ärmeli“ überziehen. Das war ein Stück Stoff, mit einem Gummizug auf beiden Enden, welches über die Unterarme bis über die Ellbogen gestreift wurde. Die meisten Kleider nähten oder strickten wir selber. Ab und zu kam eine Schneiderin auf die „Stör“ und nähte Kleider für die ganze Familie. Alte Kleider wurden aufgetrennt und die Stoffe für Kinderkleider wieder verwendet. Oft trug ich die gleichen Kleider wie meine Schwestern. (siehe nächstes Bild) 

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Meine Schwester Lisbeth und ich  

Meine selbstgemachte Schande 

Manchmal nähte ich, wenn die Schneiderin bei uns war, etwas für mich. Einmal nähte ich mir ein Leibchen, mit einem passenden Rock. Das Oberteil hatte jedoch keine richtigen Ärmel. Ich ging also mit meiner neuen Bluse in die Schule, trug natürlich ein Jäckchen darüber. Als ich in der Schule meine Schuljacke überziehen wollte, sah man nur kurz meine nackten Arme, doch genau in diesem Moment kam eine Ingenbohler Schwester vorbei und sah mich in diesem Aufzug. Ich musste zum Direktor und mir wurde gedroht, wenn dies noch einmal vorkäme, würde ich von der Schule fliegen. 

„Luxus“ 

Im Haus, in dem ich früher wohnte, gab es nur einen Kachelofen als Heizung und in der Wohnküche einen kleinen Kochherd. Die Schlafzimmer waren nicht geheizt. Aber wir legten zwei Stunden, bevor wir uns schlafen legten, Wärmeflaschen ins Bett. So war das Bett, sobald wir uns hinein kuschelten, schön warm. Badezimmer gab es in unserem Haus ebenfalls nicht. Fliessendes Wasser war nur in der Küche. In der Waschküche stand eine Badewanne und ein Badeofen. Der Badeofen heizten wir Samstags ein, so gab es heisses Wasser zum Baden und Haare waschen. In jedem Schlafzimmer hatte es ein Waschbecken und einen Krug mit frischem Wasser zum Waschen und Zähneputzen. Im Nachttischchen stand ein Nachthafen, den wir am Morgen leerten und reinigten. Das Waschbecken wurde ebenfalls täglich geleert und mit frischem Wasser aufgefüllt. Im ganzen Haus hatte es nur ein WC und dies befand sich ausserhalb der Wohnung. Nämlich im Treppenhaus. Aber wir hatten immerhin ein WC mit Spülung.  

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An diesem Brunnen holten wir meistens Wasser 

Waschmaschinen und Wäschetrockner kannten wir dazumal noch nicht. In jedem Haus gab es eine Waschküche. Alle sechs Wochen war grosse Wäsche. Da kamen zwei Waschfrauen ins Haus und es wurde den ganzen Tag gewaschen. Am Abend zuvor mussten wir die Wäsche in der Badewanne einweichen. Daneben stand ein grosser Waschhafen, welchen wir am Waschtag einheizten Die Wäsche wurde vorgewaschen, dann wurde die weisse Wäsche gekocht, zuerst die Bettwäsche, dann die Leibwäsche, dann das Farbige usw. Nachdem wir die ganze Wäsche gekocht hatten, spülten wir die Wäsche dreimal in der Badewanne und legten sie anschliessend in eine Wäscheschleuder. Danach trugen wir sie in Zubern sechs Treppen hinauf und hängten sie auf der grossen Terrasse auf. Das war jeweils ein strenger Tag.  

Ach du tolle… Fasnachtszeit! 

Ein Ereignis war immer die Fasnachtszeit. Der erste Fasnachtstag war immer ein Montag im Januar. Dann kam der „Schmutzige Donnerstag“, der „Güdelmontag“ und der „Güdeldienstag“. Es gab eine grosse Maskengarderobe. Dort haben die Männer sich als „Blätz“, Domino, Zigeuner usw. verkleidet und Masken angezogen . So, dass man sie nicht kannte. Es gab mehrere „Rotten“. So ca. 20 Masken waren in einer Gruppe zusammen und zogen durchs Dorf von einem Restaurant zum andern. Bei jeder „Rott“ waren zwei Trommler, die den Narrentanz trommelten. Die Masken verteilten uns Kindern Orangen, „Bürli“ und Feuersteine. Vor jedem Restaurant wurde ein Platz abgesperrt und die Masken tanzten den Narrentanz. Dann gingen sie ins Restaurant, kamen an die Fenster oder auf einen Balkon, und warfen wieder Orangen und Feuersteine den wartenden Kindern hinunter. Später ging’s zum nächsten Restaurant. Es waren zeitweise gegen 100 Kinder, welche auf die Masken vor den Gasthäusern oft bis zu einer halben Stunden warteten und mit diesen durch die Gassen zogen. Abends brachten wir stolz die ergatterten Orangen und Feuersteine nach Hause. 

Am Aschermittwochmorgen wurde dann in der Kirche vom Pfarrer allen etwas Asche auf den Kopf gestreut zum Zeichen, dass die Fastenzeit beginnt.  

Feiertage zum Geniessen 

Zu Weihnachten bekamen wir Spielsachen, aber oft auch Kleider, Unterwäsche und vielleicht auch einmal ein paar Ski. Als Erstklässler kriegten wir sicher einen „Schulthek“ oder später eine lederne Schulmappe. „Weihnachtsguetzli“, ein Christbaum, Orangen und „Mandarinli“ gehörten schon damals zu Weihnachten. Wie der „Schoggihase“, die gefärbten Eier und „Zuckereili“ zu Ostern. 

Der St. Nikolaus brachte uns Lebkuchen, Mandarinen, spanische „Nüssli“ und Schokolade, aber leider war auch immer eine Rute mit dabei. Es gab Geschäfte, in denen man sogar unter dem Jahr Ruten kaufen konnte. Die hing dann im Haus an den Zimmertüren. Jederzeit griffbereit.  

20 Rappen – Judihui! 

Drogen gab es zu jener Zeit nicht, geraucht haben auch nur Erwachsene, falls das Geld überhaupt vorhanden war. Kinder hatten meistens gar kein Taschengeld. Wir erhielten ab und zu einen Batzen z.B. 20 Rappen für kleine Gefälligkeiten. Das Geld war allgemein knapp, man verdiente zu jener Zeit vielleicht 300 bis 400 Franken pro Monat.  

Mädchensache – Knabensache 

Es gab bereits einen Blauring für die Mädchen und eine Jungwacht für die Knaben. Die Pfadi war für Mädchen und Knaben bestimmt. Nicht alle Kinder durften da mitmachen und schon gar nicht alle in eines der Sommerlager gehen. Ich durfte in den Blauring, doch ein Lager erlaubten mir meine Eltern nicht. Ich versuchte oft, sie zu überreden, ob ich nicht in die Pfadi gehen dürfe. Denn dort unternahm man viel mehr. Man ging in den Wald, lernte, wie man Feuer machte und noch vieles mehr. Doch sie fanden, dass das nur etwas für Jungs sei. Darüber war ich sehr enttäuscht. Schliesslich und endlich durfte ich doch einmal in ein Lager. Es war sehr toll. 

Einige Kinder hatten damals schon Fahrräder, aber meine Eltern waren der Ansicht, dass Fahrradfahren nur für die Knaben und nicht für Mädchen sei. 

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Wenn ihr mich sucht, 

sucht mich in eurem Herzen.

Habe ich dort eine Bleibe gefunden, 

lebe ich in euch weiter.

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05.12.1937 Schwyz; † 03.02.2022 Walenstadt

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Möge der Schutzengel Dich immer begleiten !

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Tellskapelle Sisikon 23.03.2022