Route Napoléon (DE)

Route Napoléon

broken image

Als Route Napoléon wird die Straße in Frankreich bezeichnet, die der Marschroute folgt, die Napoleon I. (1769–1821) von Golfe-Juan (bei Antibes) über Grasse, Digne, Sisteron und Gap bis nach Grenoble (ca. 314-325 km) zurücklegte, nachdem er, um die Macht zurückzuerobern, von Elba kommend in Südfrankreich gelandet war. Diese französische Nationalstraße Route nationale 85, auch RN 85, entstand 1927 und erhielt 1932 ihren Namen. Die Strecke mit einer Gesamtlänge von 335 Kilometern bewältigte Napoléons Truppe in einem siebentägigen Gewaltmarsch, zwischen dem 1. März 1815 und dem 7. März 1815. Die Straße ist durch Schilder mit kaiserlichen Adlern markiert, da der Marsch auch als „Adlerflug“ (Vol d’Aigle) bezeichnet wird, bezugnehmend auf Napoleons Ausspruch: „Der Nationaladler wird von Kirchturm zu Kirchturm fliegen bis zu den Türmen von Notre-Dame.“

Geschichte

Napoléon verließ seinen Verbannungsort, die Mittelmeerinsel Elba, in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 1815 mit den 800 (nach anderen Quellen 1.200) Getreuen, die ihm ins Exil gefolgt waren. Auf dem Segelschiff L'Inconstant fuhr er drei Tage auf dem Mittelmeer nach Norden und landete am Nachmittag des 1. März in Golfe-Juan (bei Antibes). Wegen der im Rhonetal zahlreichen Royalisten hatte er sich entschieden, über die Alpen auf Lyon und Paris vorzurücken. Erste Schwierigkeiten ergaben sich noch am 1. März in Antibes. Dort waren ein Capitaine und 20 Grenadiere festgenommen worden, die in die Zitadelle eingedrungen waren, um die Garnison aufzuwiegeln. Napoléon beschloss, unverzüglich weiterzumarschieren, um einer eventuellen Begegnung mit Massena, dem Befehlshaber von Marseille, aus dem Wege zu gehen.

Die Nacht vom 1. auf den 2. März biwakierte die Truppe vor Cannes. Am 2. März begann der eigentliche Marsch ins Gebirge, der Zug legte 64 km bis Seranon zurück. Der 3. März führte über Castellane bis nach Barrême. Die Etappe des 4. März ging über Digne bis Malijai. Am 5. März wurde Sisteron erreicht, die erste größere royalistisch geprägte Stadt auf dem Weg. Obwohl sie sich, da der dortige Befehlshaber Anhänger des abgesetzten Kaisers war, dennoch als gute Raststation hätte erweisen können, zog Napoléon unverzüglich weiter nach Gap. Am 6. März ging der Weg weiter bis Corps.

broken image

Schlucht

broken image

Reiterstatue Napoléons an der Prairie de la Rencontre vor Laffrey

Am 7. März kam kurz vor Grenoble das Dorf Laffrey in Sicht. Inzwischen hatte General Marchand, Befehlshaber von Grenoble und nicht gewillt, Napoléon freien Durchzug zu gewähren, ein Regiment unter der Führung von Delessart ausgesandt, um die Brücke von Ponthaut zu sprengen. Da Napoléon, der sehr schnell vorrückte, ihm zuvorgekommen war, hatte Delessart seine Leute in einem Engpass vor Laffrey postiert und den Weg versperrt. Auf der Prairie de la Rencontre, dem „Feld der Begegnung“, traf Napoléon auf die gegnerischen Truppen. Er befahl seinen Soldaten, das Gewehr unter den linken Arm zu nehmen und trat Delessarts Regiment alleine entgegen, das er mit einer kurzen Ansprache für sich gewann. Noch am selben Tag lief ebenfalls die von La Bédoyère befehligte Einheit zu ihm über. Am Abend zog er in Grenoble ein, dessen Stadttore von den Stellmachern des Vorortes Faubourg Saint-Jacques eingeschlagen worden waren.

Napoléon war ab Grenoble nicht mehr aufzuhalten und marschierte unter den Triumphrufen des Volkes, für das er bereits wieder als Kaiser galt, nach Paris weiter. Am 20. März 1815 zog er, wie vorausgesagt, in den Tuilerienpalast ein. Damit begann die sogenannte Herrschaft der Hundert Tage, die nach der Schlacht von Waterloo am 22. Juni 1815 mit der Abdankung des Kaisers endete.

broken image

Danach wurde Napoléon auf die Insel St. Helena exiliert, auf der er am 5. Mai 1821 um 17:49 Uhr (Ortszeit) starb (†52).

broken image

Napoleon Bonaparte am Sterbebett.

Verbannung, das Ende auf St. Helena und Beisetzung

broken image

Longwood House, Napoleons Exilwohnsitz von 1815 bis zu seinem Tode 1821

Auf der winzigen britischen Insel St. Helena wurde Bonaparte und seinen wenigen Begleitern der Wohnsitz des Gouverneurs, Longwood House, zugewiesen. Nach Napoleons Willen hielten die Franzosen hier die Illusion eines kaiserlichen Hofstaates aufrecht. Napoleon schrieb hier seine Memoiren. Im Laufe der Zeit verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zusehends, bis er schließlich am 5. Mai 1821 um 17:49 Uhr (Ortszeit) starb. 

broken image

Totenmaske Napoleons von Francesco Antommarchi

Der englische Kapitän Frederick Marryat fertigte eine Skizze des Leichnams an, die erhalten geblieben und im Londoner National Maritime Museum ausgestellt ist. Nach Anfertigung einer Totenmaske wurde Napoleons Leichnam noch am selben Tag obduziert. Entsprechend den damals üblichen Methoden zur Leichenkonservierung wurden Napoleons Herz und Eingeweide entnommen und in zwei Gefäßen getrennt bestattet, die man an das Fußende seiner Leiche in den Sarg legte. Napoleon wurde am 9. Mai 1821 in einem vierfachen Sarg beigesetzt.

In der medizinischen Fachliteratur ist überzeugend dargelegt, dass Napoleon an fortgeschrittenem Magenkrebs mit Lymphknotenbefall verstarb. Unmittelbare Todesursache war aller Wahrscheinlichkeit nach eine durch das Karzinom ausgelöste starke Magenblutung. Neue Forschungsergebnisse legen darüber hinaus nahe, dass der bösartige Tumor nicht, wie früher vermutet, familiär bedingt war – bis heute sind die Todesursachen anderer Familienmitglieder nicht geklärt. Vielmehr sei das Karzinom auf Basis einer chronischen Gastritis entstanden (Typ-B-Gastritis bei HP-Infektion).

Andere Vermutungen zur Todesursache sind weitgehend widerlegt. Eine davon lautet, dass Napoleon sukzessiv durch Arsen vergiftet worden sein könnte, zum Beispiel von General Charles-Tristan de Montholon oder unabsichtlich durch die arsenhaltige Farbe (Schweinfurter Grün) in seinen Tapeten. Mit letzter Gewissheit werden sich die genauen Ursachen seines Todes jedoch wohl nicht mehr klären lassen. Eine italienische Forschergruppe kam 2008 zu dem Ergebnis, dass Napoleon nicht mit Arsen vergiftet wurde, zumindest nicht absichtlich. Durch eine Haaranalyse wurde festgestellt, dass in allen betrachteten Lebensphasen ähnlich hohe Gehalte des giftigen Stoffes im Körper vorhanden waren.

Nach seinem Tod setzten sich die Bonapartisten für die Thronansprüche der Familie Bonaparte ein. Damit trugen sie wesentlich zum Aufstieg Napoleons III. bei. Auch nach dessen Sturz im Jahr 1870 übten sie auf das Heer und die Beamtenschaft großen Einfluss aus. Erst in den 1880er Jahren verlor der Bonapartismus an Bedeutung.

broken image

Napoleons Sarkophag, Krypta des Invalidendoms, Paris

Fast zwanzig Jahre nach seinem Tod wurde Napoleons Leichnam am 15. Oktober 1840 exhumiert. Auf der Fregatte Belle Poule wurden die sterblichen Überreste zurück nach Frankreich gebracht und in den Pariser Invalidendom überführt. Er ist dort seit dem 15. Dezember 1840 in einem Sarkophag beigesetzt.