Schloss Miramare (DE)

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Schloss Miramare (italienisch Castello di Miramare) liegt auf einer Felsenklippe der Bucht von Grignano an der Adria etwa fünf Kilometer nordwestlich der italienischen Hafenstadt Triest. Die Stadt Triest und ihre Umgebung kamen bereits 1335/1382 zur Habsburgermonarchie und blieben österreichisch bis 1918. In dieser Zeit war die Schreibweise des Schlosses Miramar.

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Schloss Miramare vom Meer

Das Schloss wurde zwischen 1856 und 1860 für Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, den Bruder Kaiser Franz Josephs I., und seine Gattin Charlotte von Belgien erbaut. Architekt und Bauleiter war Carl Junker. Das Schloss und seine Inneneinrichtung sowie die umliegende Parkanlage wurden entsprechend den detaillierten Anweisungen und Vorstellungen des Erzherzogs erbaut und spiegeln in vielen Bereichen die große Liebe Maximilians zum Meer wider. Der Name Miramar oder Miramare beruht auf den italienisch/spanischen Ausdrücken Mira (aus dem Verb „mirar“, also „anschauen“ oder „schauen“) und Mare („Meer“ auf italienisch), bedeutet also in etwa Meeresblick. Die Innenausstattung wurde erst 1870, nach dem Tod Ferdinand Maximilians, fertiggestellt. Seit 1955 ist das Schloss als staatliches Museum für Besucher geöffnet.

Geschichte

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Schloss Miramare von der Landseite

Baugeschichte

Als Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, der Bruder von Kaiser Franz Joseph I., 1854 zum Oberbefehlshaber der österreichischen Kriegsmarine ernannt wurde, ließ er sich in der zur damaligen Zeit zu Österreich gehörenden Hafenstadt Triest nieder und mietete die Villa Lazzarovich auf dem Hügel San Vito.

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Schloss Miramare mit Garten um 1880

1855 beschloss Maximilian, sich auf einem Felsvorsprung in der Nähe von Grignano eine eigene Residenz errichten zu lassen nebst einem weitläufigen Park im umliegenden Areal. Mit der Planung wurde der Wiener Architekt und Baumeister Carl Junker beauftragt, der in Triest kurz zuvor seine Arbeiten an der Eisenbahn abgeschlossen hatte und 1870 am Bau der Wiener Wasserleitung beteiligt war. Junker legte einen Entwurf für ein villenartiges Gebäude vor, das bereits die Merkmale des heutigen Schlosses aufwies.

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Blick von der Landseite

Da Maximilian das Ergebnis nicht weitläufig genug war, lehnte er die Pläne zunächst ab und beauftragte einen weiteren Architekten, den Triestiner Giovanni Berlam. Dieser arbeitete in seinem Entwurf ein mittelalterliches Landhaus mit Dachzinnen und Türmchen aus. Maximilian lehnte auch diese Baupläne ab und entschied sich schließlich für einen zweiten Entwurf von Carl Junker, der an seine ersten Pläne zwar anknüpfte, dem ursprünglich villenartigen Bauwerk jedoch durch drei Stockwerke und Mezzanin monumentale Größe verliehen hatte.

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Am 1. März 1856 wurde mit dem Bau des Schlosses begonnen. Im Frühjahr 1857 wurde Maximilian zum Generalgouverneur von Lombardo-Venetien ernannt. Obwohl er zusammen mit seiner Ehefrau, Prinzessin Charlotte von Belgien, zu dieser Zeit in Mailand lebte, reiste Maximilian oft nach Triest, um die Bauarbeiten am Schloss zu verfolgen und Anweisungen zu geben. 1858 beschloss der Bauherr, auf ein Stockwerk zu verzichten, so dass das Schloss nur aus Erdgeschoss, erstem Obergeschoss und Mezzanin bestand und die Proportionen des Bauwerks unterstrichen wurden. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete der österreichische Dekorateur Franz Hofmann und dessen Sohn Julius bereits an der Ausstattung der Wohn- und Schlafräume des erzherzoglichen Paares, die entsprechend den genauen Anweisungen und Vorstellungen von Maximilian umgesetzt wurden.

Als die Lombardei 1859 als Folge der österreichischen Niederlage in der Schlacht von Solferino verloren ging, zogen sich Maximilian und Charlotte nach Triest zurück. Da die Inneneinrichtung des Schlosses noch nicht fertiggestellt war, bezog das Paar vorübergehend das Gartenhaus im Park von Miramare. Weihnachten 1860 siedelte das Paar schließlich in das Hauptgebäude um.

1863 wurde Maximilian in Schloss Miramare auf Betreiben des französischen Kaisers Napoléon III. von einer mexikanischen Delegation zum Kaiser von Mexiko ernannt. Als er im darauf folgenden Jahr zusammen mit Charlotte nach Mexiko reiste, waren die Bauarbeiten im Inneren des Schlosses und am Park noch nicht abgeschlossen. In fester Überzeugung, nach Triest zurückzukehren, kümmerte sich Maximilian weiterhin um sein Bauvorhaben und schickte schriftliche Anweisungen an Hofmann. Von seinem Gärtner und Botaniker Wilhelm Knechtel, der Maximilian nach Mexiko begleitete, ließ er detaillierte Pläne für den Schlosspark anfertigen.

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Cesare Dell’Acqua (1867): Die mexikanische Delegation bietet Erzherzog Maximilian 1863 die Kaiserwürde an.

Nachdem Napoléon III. seine Truppen aus Mexiko abgezogen hatte und Maximilian im Kampf gegen die revolutionären Mächte des Landes alleine gelassen worden war, reiste Charlotte nach Europa, um unter anderem bei Papst Pius IX. Unterstützung zu finden. Bereits während des Besuchs in Rom zeigte die Kaiserin erste Anzeichen geistiger Verwirrung und wurde daraufhin im Gartenhaus von Miramare eingesperrt. Nach Maximilians Hinrichtung 1867 verschlechterte sich Charlottes Zustand. Auf Betreiben ihres Bruders Philipp von Belgien musste sie Miramare verlassen und wurde in Château de Bouchout im belgischen Meise untergebracht. Charlotte kehrte nie wieder nach Miramare zurück.

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Panorama von Schloss Miramare

Die Repräsentationsräume im ersten Stockwerk des Schlosses wurden erst 1870, drei Jahre nach Maximilians Hinrichtung, fertiggestellt.

Sommerresidenz der Habsburger (1867–1914)

Nach dem Tod von Maximilian und der Rückkehr der geistig verwirrten Charlotte nach Belgien wurde das Schloss zu einer Sommerresidenz der Habsburger.

Im September 1882 weilte Kaiser Franz Joseph I. im Schloss anlässlich der 500-jährigen Dauer der habsburgischen Herrschaft über die Stadt Triest. In seiner Begleitung befanden sich seine Ehefrau Elisabeth, sein Sohn und Thronfolger Rudolf sowie seine Schwiegertochter Stephanie von Belgien. Elisabeth und Stephanie residierten auch in den darauf folgenden Jahren auf dem Schloss. Zwischen 1869 und 1896 hielt sich Kaiserin Elisabeth wiederholt in Miramare auf. Stephanie, die auch eine Nichte von Charlotte war, verbrachte im August 1885 einige Tage auf dem Schloss. Am 22. März 1900 heiratete sie in der Schlosskapelle den ungarischen Grafen Elemér Lónyay. Zu den weiteren Gästen des Schlosses zählten der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este mit seiner Familie sowie der letzte österreichische Kaiser Karl I. und dessen Ehefrau Zita.

Das Schloss nach 1914

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Fußweg zum Schloss

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde das gesamte Mobiliar nach Wien gebracht und in Schloss Schönbrunn und Schloss Belvedere aufbewahrt. Aufgrund eines Abkommens zwischen Italien und Österreich wurde die Schlosseinrichtung zwischen Oktober 1924 und März 1925 vollständig zurückgebracht, um die ursprüngliche Innenausstattung des Schlosses wiederherzustellen. Am 24. März 1929 wurde das Schloss schließlich für Besucher geöffnet.

Zwischen 1932 und 1937 bewohnte Amadeus von Savoyen, 3. Herzog von Aosta, mit seiner Familie die Räume im ersten Stock des Schlosses. Von 1943 bis 1945 wurde das Schloss zunächst von deutschen Truppen besetzt und anschließend bis 1954 als Militärzentrale der Alliierten genutzt. Seit 1955 dient das Schloss als Museum. Die staatliche Kunstsammlung von Miramare umfasst unter anderem Werke der italienischen Maler Francesco Guardi (1712–1793) und Cesare Dell’Acqua (1821–1905).

Architektur

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Blick auf Schloss Miramare

Fassade

Die Fassade des Schlosses besteht aus weißem Kalkstein aus dem benachbarten Istrien und ist ein typisches Beispiel für den romantischen Historismus. Der Architekt Carl Junker kombinierte neugotische Stilelemente mit neumittelalterlichen Formen wie Rundbögen. Als Vorbild für den Bau des Schlosses diente das zwischen 1849 und 1856 von Theophil von Hansen erbaute Wiener Arsenal und das zwischen 1853 und 1857 errichtete Lloydarsenal in Triest.

Innenausstattung

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Maximilians Thronsaal

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Innenausstattung

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Schlafzimmer von Maximilian und Charlotte

Das Schloss besteht aus Erdgeschoss, erstem Obergeschoss und einem Zwischengeschoss unter dem Dach (Mezzanin). Die Innenausstattung des Gebäudes, die auf Anweisung von Erzherzog Maximilian von den Dekorateuren Franz und Julius Hofmann umgesetzt wurde, ist ebenfalls eine Kombination aus verschiedenen Stilrichtungen. Die privaten Wohn- und Schlafräume des erzherzoglichen Paares wurden zwischen 1858 und 1860 im neugotischen und neumittelalterlichen Stil eingerichtet. Die Repräsentationsräume wurden hingegen erst 1870 fertiggestellt und weisen Elemente der Neurenaissance und des Neubarocks auf, die für die Zeit des Zweiten Kaiserreichs typisch waren.

Parkanlage

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Brunnen beim Schloss Miramare, mit Blick auf die Gartenanlage

Berühmt sind neben dem Schloss auch die ausgedehnten Gartenanlagen, die es umgeben. Der Park erstreckt sich über 22 Hektar auf einem ursprünglich kargen Felsvorsprung. Erzherzog Ferdinand Maximilian wollte diesen kahlen Felshügel in einen Garten und botanische Versuchsanstalt verwandeln. Seinem Wunsch zufolge sollte der Park vor allem ein Ort der Meditation werden, wo Natur und Kunst eine harmonische Verbindung eingehen. Aus diesem Grund wurde unter der Leitung der Hofgärtner Josef Laube und Anton Jelinek ein Teil des Parks als italienischer Garten, der andere als englische Parkanlage angelegt.

 

Die geometrisch angelegten Blumenbeete des italienischen Gartens deuten auf die Dominanz des Menschen über die Natur hin. Davon ist derzeit allerdings nichts zu bemerken, weil sie komplett erneuert werden[1] (inklusive der Buchsbaum-Einfassungen), um Schäden hauptsächlich durch schweren Pilzbefall zu beseitigen. Das Triester Denkmalschutzamt beschloss zudem, spätestens Anfang 2015 Eintrittsgeld für den Besuch des Parks zu erheben, um es für die Instandhaltung des Parks zu verwenden. Der überwiegend als Wald angelegte englische Parkbereich stellt hingegen eine typische Naturlandschaft dar. Neben der einheimischen mediterranen Vegetation wie Lorbeersträuchern, Zypressen, Myrten und Holunder enthält der Park eine große Anzahl exotischer Pflanzen (darunter einige sehr seltene Exemplare), die der Erzherzog von seinen Reisen als Admiral der österreichischen Marine mitbrachte, wie z. B. ein aus China stammender Ginkgobaum, ein Küstenmammutbaum sowie Bambusstauden.

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Denkmal von Ferdinand Maximilian im Park des Schlosses (Aufnahme von 2006)

Bis vor wenigen Jahren befand sich im Park ein Denkmal Maximilians, das auf Veranlassung und unter Leitung von Baron Pasquale Revoltella von dem Bildhauer Johannes Schilling erstellt, 1875 von einem Komitee auf der Piazza Giuseppina (heute Piazza Venezia) in Triest eingeweiht und später in den Schlosspark verlegt wurde. Das über neun Meter hohe Bronzemonument zeigt Erzherzog Ferdinand Maximilian in Vizeadmiralsuniform. Sein Blick und seine Hand waren auf das Schloss Miramare gerichtet. Die Statue steht auf einem Sockel, der mit allegorischen Figuren und Reliefs geschmückt ist. Sie symbolisieren die Macht des Hauses Habsburg und die Philanthropie Maximilians sowie sein Interesse für Wissenschaft und Kunst. Vor 2009 wurde das Denkmal aus dem Schlosspark wieder auf die Piazza Venezia transferiert.

Gartenhaus

Im Park befindet sich das Castelletto (Schlösschen), das als Residenz des Paares während der Bauarbeiten am Schloss gedacht war und später als Gartenhaus genutzt wurde. Später wurde es zu einem Gefängnis für Charlotte, nachdem sie nach der Hinrichtung ihres Mannes in Mexiko den Verstand verloren hatte. Heute befindet sich die Naturschutzorganisation WWF in den Räumen des Schlösschens.

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Das Castelletto im Schlosspark

Weitere Einrichtungen

Neben dem Park (mit einem eigenen Zugang) befinden sich auf einem gemeinsamen Campus zwei naturwissenschaftliche Forschungsinstitute: das International Center for Theoretical Physics (ICTP) und die Scuola Internazionale Superiore di Studi Avanzati (SISSA).

Charlotte von Belgien

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Charlotte von Belgien, 1864 als Kaiserin von Mexiko (Gemälde von Franz Xaver Winterhalter)

Marie Charlotte Amélie Augustine Victoire Clémentine Léopoldine von Belgien, später Carlota von Mexiko, (* 7. Juni 1840 im Schloss Laeken bei Brüssel; † 19. Januar 1927 im Schloss Bouchout in Meise) war eine belgische Prinzessin und durch ihre Ehe mit Maximilian I. Erzherzogin von Österreich und Kaiserin von Mexiko.

Kindheit und Jugend

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Charlotte als Kind im Alter von zwei Jahren (von Franz Xaver Winterhalter)

Sie wurde als einzige Tochter von Leopold I. (* 16. Dezember 1790 auf Schloss Ehrenburg in Coburg; † 10. Dezember 1865 in Schloss Laken, Laken), König der Belgier, und seiner zweiten Frau Louise von Orléans, Prinzessin von Frankreich, im belgischen Laeken geboren.

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Ihr Vater, König Leopold I. von Belgien (Gemälde von Franz Xaver Winterhalter im Roten Empfangszimmer von Schloss Ehrenburg in Coburg). Er war der Onkel von Queen Victoria.

Benannt wurde sie nach der ersten Frau ihres Vaters, der englischen Thronanwärterin Charlotte Auguste, die nur wenige Stunden nach einer erlittenen Totgeburt verstarb. Charlotte entstammte durch ihren Vater, den ersten König der Belgier, dem deutschen Haus Sachsen-Coburg und Gotha. Somit war sie sowohl eine direkte Cousine Königin Victorias als auch von deren Ehemann Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Ihre Mutter starb, als sie erst zehn Jahre alt war. Seit diesem Zeitpunkt wurde sie der erklärte Liebling ihres Vaters. Sie galt schon bei ihrer Geburt als eine der reichsten Prinzessinnen Europas.

Ehe mit Erzherzog Maximilian, Kaiserin von Mexiko und Witwenschaft

Charlotte war sechzehn, als sie Erzherzog Ferdinand Maximilian, den idealistischen und liberalen jüngeren Bruder Kaiser Franz Josephs, erstmals traf und sich in ihn verliebte. Es folgten zähe Verhandlungen um die Mitgift der Braut. Schließlich wurde eine Aussteuer in Höhe von 535.000 Francs in Schmuckstücken und 2.874.000 Francs in Wertpapieren festgelegt.

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Charlotte und Maximilian im Jahr ihrer Heirat

Am 27. Juli 1857 heiratete das Paar in Brüssel. Später zogen beide nach Triest, wo Max sich nach seinen Wünschen Schloss Miramare an der Bucht von Grignano erbauen ließ.

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Schloss Miramare

In den Jahren 1862/63 rückten französische Interventionstruppen in Mexiko ein und vertrieben die republikanische Regierung. Nachdem Maximilian, aufgrund falscher Versprechungen von Seiten Napoleons III. und auf Drängen von dessen Frau Eugénie, am 10. April 1864 die mexikanische Krone angenommen hatte, bezog das Paar den am Rande von Mexiko-Stadt auf einem Hügel liegenden neogotischen Chapultepec-Palast. Charlotte wurde unter dem Namen Carlota zur Kaiserin von Mexiko. Ein Lebenstraum war für sie in Erfüllung gegangen – sie war Kaiserin. Schon vorher hatte allerdings Maximilian den Thron Griechenlands abgelehnt, der ihm angeboten worden war – sein Cousin, Otto von Griechenland, und dessen Gattin Amalia waren von diesem zuvor vertrieben worden.

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Prinzessin Charlotte von Belgien, Erzherzogin von Österreich und Kaiserin von Mexiko

Als Napoleon III. seine Truppen aus Mexiko zurückzog und Maximilian im Kampf gegen die revolutionären Bewegungen alleine zurückließ, reiste Charlotte nach Europa, um in Paris, Wien und schließlich in Rom beim Papst um Unterstützung zu bitten. Ihre Bemühungen blieben erfolglos. Sie erlitt einen schweren Nervenzusammenbruch und kehrte nie wieder nach Mexiko zurück. Nach Maximilians Hinrichtung im Jahre 1867 verschlechterte sich ihr Zustand noch mehr und ihr Bruder Philipp, Graf von Flandern, zog Ärzte zur Beurteilung hinzu; unter diesen auch den Psychiater Josef Gottfried von Riedel, die sie für wahnsinnig erklärten.

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Schloss Bouchout

Sie verbrachte den Rest ihres Lebens sehr zurückgezogen, zuerst auf Schloss Miramare und dann auf Schloss Bouchout im belgischen Meise, wo sie am 19. Januar 1927 verstarb. Man sagt, sie habe bis zu ihrem Tod geglaubt, sie sei amtierende Kaiserin in Mexiko. Begraben liegt sie in der Liebfrauenkirche in Laeken.

Nachkommen

Charlotte und Maximilian hatten keine Kinder. 1865 adoptierte das Paar jedoch Agustín de Iturbide y Green und Salvador de Iturbide y Marzán, Enkel von Agustín de Iturbide, dem früheren Kaiser Mexikos, der zwischen 1822 und 1823 regierte. Man verlieh Agustín im Alter von zwei Jahren den Titel „Seine Hoheit, der Prinz von Iturbide“, um ihn als Thronfolger einsetzen zu können. Die Ereignisse von 1867 zerschlugen jedoch solche Hoffnungen, und als Augustín erwachsen war, verzichtete er auf alle Thronrechte, diente in der mexikanischen Armee und etablierte sich schließlich als Professor in Washington, D.C

 

Es ist behauptet worden, Charlotte habe am 21. Januar 1867 ein außereheliches Kind vom belgischen Oberst Alfred Baron van der Smissen zur Welt gebracht. Das würde bedeuten, dass Charlotte schwanger war, als sie nach Europa segelte, um nach Unterstützung für ihren Mann zu suchen. Laut einigen Quellen war dieses Kind der spätere französische General Maxime Weygand (1867–1965). Weygand weigerte sich, zu diesen Gerüchten Stellung zu nehmen; die Identität seiner Eltern blieb ungeklärt. Andere Quellen haben behauptet, seine Mutter sei eine unbekannte Polin und sein Vater Leopold II. (Charlottes Bruder) oder Maximilian. Der belgische Historiker Albert Duchesne veröffentlichte 1967 nach langen Forschungen ein Buch mit der These, van der Smissen sei Weygands Vater gewesen. Der belgische Historiker André Castelot (1911–2004) veröffentlichte 1968 ein Buch, das Fotos von van der Smissen und Weygand enthielt. Ihre Ähnlichkeit ist frappierend.

Charakter und Persönlichkeit

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Charlotte als Kaiserin von Mexiko, fotografiert zwischen 1864 und 1866

Charlotte galt zu ihrer Zeit als sehr gebildet – sie beherrschte vier Sprachen fließend und wurde in den Fächern Philosophie, Geschichte, Naturwissenschaft, Musik sowie von Peter Ludwig Kühnen in Malerei unterrichtet. Außerdem liebte sie die Musik von Johann Sebastian Bach. Sie war eine ausgesprochene Schönheit, die selbst Kaiserin Elisabeth Konkurrenz machte. Diese hasste ihre Schwägerin und nannte sie verächtlich „kleine Coburgerin“. Dies mag auch an Charlottes altkluger und stets überlegen wirkender Art gelegen haben. Ebenso wie ihr späterer Gatte war sie stets überzeugt davon, dass sie zum Herrschen bestimmt sei. Zeitgenossen und auch viele Historiker sahen in ihr eine ehrgeizige Frau, die den gutmütigen Träumer Maximilian aufgrund ihrer Machtgier ins Unglück gestürzt habe. Die Liebe der willensstarken Frau zu ihrem romantischen Ehemann war jedoch größer, als dies umgekehrt der Fall war. Bereits bei den Verhandlungen hinsichtlich ihrer Mitgift war festzustellen, dass er viel mehr Geschäftsmann als verliebter Träumer war, hatte er doch schon damals riesige Schulden angehäuft, und ihr Vermögen konnte ihm aus dieser Bedrängnis helfen.