Urgroßvater ❤️ Jauch (DE)

28.05.1880; †10.03.1969

DE,SUISSE,PERSON,HISTORY

Vorwort:

Martin Jauch war der Groẞvater meiner Schwiegermutter, mütterlicherseits bzw. der Urgroẞvater meines Ehemannes. Durch dessen Enkelsohn, Cousin meiner Schwiegermutter, Martin Jauch-von Euw, habe ich den damaligen 'Nachruf von Martin Jauch' bekommen. Zur Erinnerung an meine kürzlich verstorbene Schwiegermutter Frieda Wyrsch-Dettling (05.12.1937 Schwyz; 03.02.2022 Walenstadt) bzw. an ihren Großvater Jauch habe ich den Nachruf nun hier mit einigen Ergänzungen und Fotos wiedergegeben.

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Urgroẞvater Martin Jauch am Steuer eines Automobiles im Jahre 1909

† Martin Jauch-Schilter, BrunnenBrunnen,Shweiz

Herr, ich hab' nichts verdorben, sie blieb von selber stehn. - Johann Gabriel Seidl, 'Die Uhr' (1804; †1875)

Wieder trug man in Brunnen einen von der alten Garde zu Grabe: Martin Jauch, Uhrmacher, ist im hohen Alter von 89 Jahren aus unserer Mitte geschieden. Noch sehen wir ihn, wie er an der Jubiläumsfeier des Handwerker- und Gewerbevereins im vergangenen Herbst am Ehrentisch leuchtender Auges und in geistiger Frische sich freute, noch dabei sein zu können. Nun fehlt er in der immer kleiner werdenden Reihe jener Männer, welche die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg noch bewußt miterlebt haben.

Martin Jauch, geboren am 28. Mai 1880, entstammte einer kinderreichen Familie - es waren 14 Geschwister - aus dem Uhrenmacherstädtchen Schwenningen (seit 1972 Villingen-Schwenningen) im Schwarzwald, am Ursprung des Neckars gelegen. Mit 20 Jahren begab sich Martin auf die Wanderschaft in die Schweiz, wo er in Zürich-Auẞersihl und Liestal seinen in der Vaterstadt erlernten Uhrmacherberuf ausübte. Im Jahre 1904, zur Zeit der wirtschaftlichen Hochblüte Brunnens, übernahm er, erst als Filialleiter, aber noch im gleichen Jahr selbständig das Uhrmachergeschäft Buser im alten 'Brunnerhof'. Daneben führte er noch Fremdenartikel in dem aus der Landesausstellung von 1880 stammenden Pavillon neben der Post (der vor Jahren einem Neubau weichen musste). Der nunmehr 26jährige Geschäftsmann durfte jetzt daran denken, einen Hausstand zu gründen. In Franziska Schilter, Schuhmachers hinter dem Adler, fand er die Frau, die ihm ein langes Leben treu zur Seite stand. Es waren nicht eitel goldene Zeiten, denn mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914/18 kamen für die Familie Jauch schwere Jahre. 1915 erreichte Martin Jauch der Stellungsbefehl seiner kaiserlichen Majestät Wilhelm II. Die Hoffnung auf baldige Rückkehr in die Schweiz, wo seine Frau und zwei Kinder auf ihn warteten, wurde durch die Rekurtierung an die Ostfront zum Kampf gegen Ruẞland nichts. Erst 1917 wurde ihm ein dreiwöchiger Urlaub gewährt, und die Gemeinde Ingenbohl muẞte dafür bürgen, daẞ unser Frontkämpfer sich rechtzeitig wieder bei seiner Truppe einfinde. Noch in diesem Jahr wurde Martin Jauch für seine auf einer Insel der Ostsee bei Riga bewiesene Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

Das Schicksal nimmt oft einen merkwürdigen Lauf: zur Beginn des Jahres 1918 erreichte Martin Jauch erneu einen Urlaub, um für einen Vetter im heimatlichen Schwenningen Arbeit in der Uhrenfabrik zu übernehmen, während bald darauf seine Einheit zum Kampf eingesetzt würde, den nur zwei Mann überlebten. Endlich, im Februar 1919, gelang die endgültige Entlassung und die Rückkehr nach der Schweiz. Der kürzlich verstorbene Direktor Klein von der Brunnen - Morschach-Bahn hatte sich damals bei den Behörden für Entlassung Martin Jauchs zu seiner Familie verwendet. Der Krieg vermochte der eisernen Gesundheit des nunmehr Dahingeschiedenen nichts anzuhaben, wie er denn überhaupt zeit seines Lebens nie krank gewesen ist.

Nun sollte nach den schweren Kriegsjahren der geschäftliche Aufstieg beginnen. Schon 1921 erwarb Martin Jauch von Schneidermeister Karl Auf der Maur das Geschäftshaus neben der Krone, wo man vom fachkundigen Uhrmacher und Bijoutier stets aufs beste bedient wurde. 

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von links: jüngste Tochter Paula, Sohn Martin jun., Franziska Schilter (Frau von Martin Jauch-Schilter), Martin Jauch und älteste Tochter Frieda (Mutter meiner Schwiegermutter bzw. Großmutter meines Mannes) im Jahre 1930. 

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2. Generation: Sohn Martin Jauch-Portmann, Altdorf Uri (1909;  1992)

1937 verkaufte Balz Danioth, der Vater des berühmten Kunstmalers und Dichters Heinrich Danioth, seinen Uhrenladen an Martin Jauch-Schilter. 1939 übernahm dessen Sohn Martin Jauch-Portmann den Uhren- und Schmuckladen und führte diesen selber während 35 Jahren. 1960 eröffnete er dann das erste Optikfachgeschäft im Kanton Uri.

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3. Generation: Enkel Werner Jauch-Baumann, Altdorf, Uri (1946;  2015)

Seit 1975 setzte sich die dritte Generation, der Enkel Werner Jauch bis 2015 dafür ein, dass der Name Jauch weiterhin eng mit Uhren, Schmuck und Optik verbunden blieb.

Im Januar 2004 übernahm Ralf Wenger den Geschäftsbereich Optik in Altdorf.

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3. Generation: Enkel Martin Jauch-von Euw, Brunnen (Geb. 1941)

Das Geschäft mit Uhren-Schmuck und Optik in Brunnen wird nun seit 1964 vom Enkel Martin Jauch-von Euw geführt. 

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4. Generation: Urenkel Stefan Jauch-Kress, Brunnen, (Geb. 1967)

Aus dem ursprünglichen Geschäft mit Uhren-Schmuck und Optik, wurde im Jahr 2000 die Optik ausgegliedert und als reines Fachgeschäft für Augenoptik an den heutigen Standort, die Bahnhofstrasse 36 verlegt. Seit 2009 wird die Jauch Optik von Stefan Jauch-Kress geführt.

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Gattin Franziska Jauch-Schilter (1882; †1964)

Das Jahr 1964 brachte allerdings den Verlust der Gattin (Franziska Jauch-Schilter), mit der er so gerne noch das Fest der diamantenen Hochzeit gefeiert hätte. Aber verloren mußte sich Martin Jauch nicht fühlen, war er doch bei seinen Kindern in Altdorf (Sohn Martin jun.) und Schwyz (älteste Tochter Frieda) sowie bei seiner zweiten Tochter Paula in Giswil ein gern gesehener Gast.

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Martin Jauch mit Siegerkranz

Der erfolgreichste Einzelturner und der grösste Förderer des Turnvereins Brunnen in einer Aufnahme des Brunners Photographen Ad. Odermatt aus dem Jahre 1909

Das Lebensbild Martin Jauchs wäre nicht vollständig gezeichnet, würde man nicht seiner Tätigkeit auf dem Gebiete des Turnens gedenken. Er war der eigentliche 'Turnvater' im Turnverein Brunnen (06.06.1886), ferner Instruktorenobmann und Vizepräsident des Eidg. Künstturnerverbandes, Ehrenmitglied der Zentralschweizerischen Kunstturnervereinigung, Mitbegründer der Männerriege Brunnen (26.01.1909) und der Damenriege (1945). Auf seine Initiative geht der Bau der Turnhalle Brunnen zurück. 

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Herausgegeben zum Jubiläum 100 Jahre Turnverein Brunnen

Die zweite große Sympathie gehörte dem Männerchor, sang Martin Jauch doch von 1905 - 1964 im Männerchor Frohsinn, zu dessen Ehrenmitglied er 1954 ernannt wurde. Aber auch dem reformierten Kirchchor lieh er seine kräftige Stimme seit dessen Gründung. Als 'alter Krieger' ist es fast selbstverständlich, daß Martin Jauch auch in den Reihen der Standschützen sich hervortat. Der Gemeinde diente er während Jahren als Feuerwehrkommandant, dem Handwerk- und Gewerbeverein als tüchtiger Geschäftsmann während seines ganzen Lebens als Mitglied und zeitweise im Vorstand, Überall, wo man ihn brauchte, stellte Martin Jauch, jügendlich-elastisch bis ins hohe Alter, seinen Mann. Wir können uns kaum vorstellen, daß er jemanden zum Feind gehabt hätte, denn ein freundliches, konzillantes Wesen, voll Offenheit, machte den Umgang mit diesem Manne zur Freunde. Längst war Martin Jauch kein 'Ausländer' mehr, man beachtete ihn als einen der unsrigen; er aber hielt sich in feiner Art allen Parteizwistigkeiten fern. Dieser noble Charakter verdient es, daß er nicht rasch vergessen werde. Den Angehörigen gereiche es zum Trost, Uhren Vater so lange bei bester Gesundheit um sich gehabt zu haben, einen Vater, der nur eines kannte: die Sorge für seine Familie. Es trifft auf Martin Jauch, den Uhrmacher, zu was wir als Motto über unsern Nachruf setzten, den Vers aus der bekannten von Carl Loewe (30.11.1796 in Löbejün;  †20.04.1769 in Kiel) vertonten Ballade 'Die Uhr': er gab sein Herz, die Lebensuhr, am 10. März 1969 seinern Schörpfer zurück und durfte getrost sprechen: "Sieh Herr, ich hab' nichts verdorben, sie blieb von selber stehn". 

Das Gedicht „Die Uhr“ stammt aus der Feder von Johann Gabriel Seidl (21. Juni 1804 in Wien; † 18. Juli 1875 ebenda).

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Auf die Melodie der früheren österreichischen Kaiserhymne wird auch das 1841 von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben gedichtete Lied der Deutschen gesungen, dessen dritte Strophe heute die deutsche Nationalhymne ist.

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Nachkommen von Martin & Franziska Jauch-Schilter

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Nachwort:

Bereits ist mehr als ein Jahrhundert vergangen und die Nachkommen von Martin Jauch-Schilter leben bereits in der sechsten Generation in der Schweiz. 

Seit dem Tod meiner Schwiegermutter Frieda am 3. Februar 2022 habe ich eine Memoire über sie auf Chinesisch geschrieben. Unerwartet bin ich auf die interessante Geschichte ihres Großvaters gestossen. Er war Uhrmacher von Beruf, Kunstturner, Chorsänger und Förderer verschiedener Vereine, auch erlebte er zwei Kriege. Sein ganzes Leben lang zeigte er zielstrebig, innovativ und mit viel Einsatz seine vielseitigen Talente. Er ist Vorbild für die künftige Generation. Dieses 'Bild' sah ich auch in meiner Schwiegermutter.

Wenn man heute auf Google unter 'Villingen-Schwenningen' sucht, sieht man zahlreiche Uhrengeschäfte die den Nachnamen 'Jauch' tragen, darunter sind bestimmt auch Nachkommen von Urgroẞvater Jauch's 14 Geschwistern !

Abschließend danke ich Annegret Hurter-Dettling, der jüngsten Schwester meiner Schwiegermutter, für die vielen Fotos und wichtigen Informationen. Ein großer Dank geht auch an Martin Jauch-von Euw für die Zusendung des Nachrufs seines Großvaters. Das hat mir erlaubt, die Geschichte über Urgroßvater Martin Jauch-Schilter aufzuzeigen.